ÜBER LEBENSKUNST Nachts im Park
Temporäres Hotel, Bauexperiment und Kuratorin 2011-2012 Entwurf, Planung und RealisierungBauherr:Kulturstiftung des Bundes BerlinProjektteam:Stefan Bernardi, Marius Busch, Paola Alfaro d'Alençon, Judith Frankenberg, Max Graap, Peter Herrle, Verena Kühne, Benedikt Lopez Hernandez, Adriana Osanu, Nils Ruf, Klaus Rückert, Gesa Schatte, Alexandra Thom und Efe Üner.Bauleitung:u Lab Kooperation:Technische Universität Berlin, Fakultät Planen, Bauen, UmweltFachgebiete Habitat Unit - Entwerfen und internationale Urbanistik und Tragwerksentwurf und - konstruktion
Haus der Kulturen der Welt & Initiative ÜBER LEBENSKUNST http://www.ueber-lebenskunst.orgLB 40-5 Bauprozess und Festivalhttps://www.youtube.com/watch?v=2tGQHGAl4tk&t=30s
Was ist das „gute Leben“ unter den Bedingungen der globalen ökologischen Krise? Diese für alle gesellschaftlichen Gruppen relevante Frage bildete den zentralen thematischen Fokus von ÜBER LEBENSKUNST, einem Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt. Das Projekt beschäftigt sich mit experimentellen Wohnformen: Muss Wohnen und Leben in Zeiten des Klimawandels nicht notwendigerweise flexibler werden? Wie viel Energie stecken wir in Häuser, wie viele Emissionen dürfen die Materialien mit sich bringen? Und was braucht es dafür, dass wir bei aller Nachhaltigkeit gut schlafen, dass wir unseren Wohnraum schön finden, dass wir uns wohl fühlen? Wie wollen wir in Zukunft schlafen? Bodennah und mit Blick in den Himmel, gut geschützt von dichten, starken Wänden oder Bett an Bett mit anderen? Das Projekt hat sich auf die Suche nach Spielarten für die Gemeinschaft aber auch für jeden Einzelnen gemacht und stellt im Rahmen des Festivals mit seinen Entwürfen verschiedene Möglichkeiten vor, sich in der Nacht gut zu betten. Während der ÜBER LEBENSKUNST KONFERENZ wurde die Wohnraum Frage und wie wir in einer nachhaltigen post-fossilen Gesellschaft leben können, international weiter diskutiert.
Die Entwürfe von Nachts im Park halten neue Formen für die Nachtruhe bereit und experimentieren mit der Gestaltung der ruhigen Stunden des Lebens: >Das Haus am Wasser<, >Gridshell< und >Seekatze< stehen am westlichen Spreeufer des Haus der Kulturen der Welt und dienen den Besuchern als Test-Wohnraum im Freien. Im Ostgarten ragt das >LB 40-5< in die Höhe, das den 35 jungen Erwachsenen des ÜBER LEBENSKUNST. Camp im Festival als temporäre Hotel ein Zuhause bietet.
LB 40-5
Die Struktur LB 40-5 im Ostgarten des Haus der Kulturen der Welt wird als temporäres Hotel 35 junge Erwachsene während des Festivals „Überlebenskunst“ beherbergen. Sie sind die Beobachter, nehmen an Veranstaltungen teil, stellen deren Sinn infrage und erstellen selbst ein Manifest zum Thema Nachhaltigkeit und Überlebenskunst.
LB40-5 erstreckt sich über drei Ebenen. Das temporäre Hotel wurde in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern entwickelt. Im Zentrum stand die Frage nach öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten Räumen, da die Struktur nicht nur reiner Schlafplatz ist, sondern auch Arbeitsplätze und Gemeinschaftszonen anbietet.
Das Materialkonzept des Entwurfes besteht auf Leihbasis. Die verwendeten Materialien wurden aus ihren eigentlichen Nutzungskreisläufen genommen und kommen im LB40-5 zum Einsatz. Bei neu erstellten Elementen wurde im Vorfeld ein zweites Leben in anderen Lagen geplant. So bleiben als einzige Abfallprodukte Kabelbinder, Klebeband und einige Schrauben bei diesem temporären Gebäude übrig.
Haus am Wasser
Die Nachtherberge Haus am Wasser steht am Ufergelände der Nordwestseite des Hauses der Kulturen der Welt. Die direkte Lage an der Spree verleiht der Herberge eine unvergleichliche Aufenthaltsqualität. Auf der einen Seite genießt man einen privaten Ausblick auf das Wasser und das gegenüber gelegene Regierungsviertel, auf der anderen Seite hat man den direkten Anschluß an das Festivalgeschehen.
Die Eingangssituation des Hauses richtet sich direkt zum Weg, welcher als wichtige Anbindungsmöglichkeit zum Festival dient. Der Standort ist so gewählt, dass der nahegelegene Festivalbetrieb über kurzem Weg erreichbar ist, jedoch durch die angrenzenden Bäume eine gewisse Trennung und ruhigere Atmosphäre erreicht wird.
Der Raum erreicht folglich zur Wasserseite hin eine Höhe, bei der man stehen kann. Hier gibt es die Möglichkeit zu verweilen, aber auch genügend Raum für Gepäck und Privatsachen. Ein fest eingebautes Möbelstück ist zum verstauen von Wertsachen vorgesehen.
Die zweite Ebene dient als schlafebene und ist über eine Leiter erreichbar. Die Höhe des Geschosses ist wesentlich geringer, sodass man ausschließlich sitzen bzw. liegen kann. Die Fläche bietet jedoch genügend Platz zum schlafen und zusätzlicher Ablagefläche.
Der Böschungsstreifen ist komplett begrünt und dient als willkommener Aufenthaltsort, gerade während des Festivalgeschehens. Die gegenüberliegende Grünfläche ist Standort der zwei weiteren Studienprojekte im Rahmen des Festivals. Die gewählten Positionen der Häuser stellen einen klaren Bezug zueinander her und verweisen auf den naheliegenden Ausstellungscharakter.
Gridshell
Unter einer Gitterschale versteht man ein selbst- tragendes, räumlich gekrümmtes Stabtragwerk. Die Stabelemente bilden ein flächiges Gitter mit quadratischem Maschenraster und konstantem Knotenabstand. Die von Frei Otto und Ted Happold 1975 entworfene Multihalle in Mannheim ist wohl der Pionierbau dieser Leichtbaukonstruktionen. Bei der Auswahl des Materials für GRIDshell haben die praktischen Versuche mit verschiedenen Querschnitten und Materialien schließlich zum PVC-Kabelrohr geführt.
Dieses besitzt neben seiner materiellen Leichtigkeit durch sein Hohlprofil eine hohe Biegsamkeit und ist im Gitterverbund ein dennoch stabiler Stab. Mit und vor allem unter dieser flexiblen Hülle entstand Gridschell, dass sich nach dem Festival spielendleicht wieder aufbauen lässt und dadurch nachhaltig vielfach wiederverwendet werden wird.
Seekatze
100% recycle/Temporärer Pavillon
Ringe bespannt mit LKW-Plane und Textilien bilden die Abspannung für die tunnelzeltartigen Konstruktion. Über Gurtbänder und Verankerung im Boden durch Stahlheringe wird die Stabilität für die Errichtung von drei gleichartigen, temporären, zeltartigen, wettergeschützten Pavillons als Übernachtungsmöglichkeit ermöglicht. Das Objekt soll primär Privatheit bieten, einen Unterkunft mit einer regendichten Hülle versehen, ein Rückzugsort während des Festivals.